The Business of America is Business - Präsident Coolidge, 1925

Für jemanden, der das erste Mal nach Amerika kommt, ist es sicherlich eine Art Kulturschock aber man gewöhnt sich schnell an den American Way of Life. Schwieriger wird es schon wenn es darum geht gewisse Regeln im Geschäftsleben zu beachten. Wie auch in Deutschland, gibt es in Amerika Do’s and Don’ts, Eigenheiten und besondere Regeln über die man leicht stolpern kann.

Begrüßung

You will never get a second chance to make a first impression!

Die Begrüßung ist natürlich ein sehr wichtiger Teil des geschäftlichen Kontakts, deshalb gilt als oberste Regel: Seien Sie pünktlich! Die Terminkalender der Amerikaner sind voll und nichts macht schon zu Anfang einen schlechteren Eindruck, als seinen potenziellen Geschäftspartner warten zu lassen. In seinen Augen bedeutet das Verschwendung seiner Zeit.

Zur Begrüßung schüttelt man sich kurz die Hände, wobei direkter Augenkontakt und ein fester Händedruck sehr wichtig ist. Jemand, der seinem Gegenüber nicht direkt und fest in die Augen sehen kann, gilt unter Amerikanern als unglaubwürdig. Männer warten dabei, ob eine Frau ihre Hand zum Händedruck anbietet. Danach folgt das typische “How are you?”, welches nicht bedeuten soll, dass man sich nach Ihrem Wohlbefinden erkundigt, es ist lediglich eine amerikanische Höflichkeitsfloskel und die beste Antwort darauf ist “Fine, thanks”. Intimere Begrüßung, wie zum Beispiel Umarmungen sind unüblich, außerdem sollten Sie darauf achten, dass der Abstand zwischen Ihnen und Ihrem Gegenüber ca. einen halben Meter beträgt.

Bevor man zur eigentlichen Tagesordnung übergeht, folgt oft ein wenig “small talk”, z.B. über Ihre Reise, das Hotel etc. Darauf werden nur kurze Antworten erwartet, kein ausführliches Gespräch. Man wird aber schnell zu Wichtigerem übergehen, big business statt small talk.

Meetings

Der Grund Ihres Treffens ist Business und hier gilt: Time is Money. Man möchte Entscheidungen treffen, so schnell wie möglich, oft auch ohne Rücksprache mit anderen. Es sei denn, es geht um große Kooperationen. Es kann sogar vorkommen, dass man zum ersten Treffen schon einen Vertrag mitbringt oder zumindest eine mündliche Vereinbarung trifft. Die Atmosphäre ist oft informell, auch Konfrontationen sind nicht unüblich. Man schätzt eine direkte Art und wird sich auch nicht scheuen, mit einem klaren “Nein” zu antworten oder zu widersprechen. In Diskussionen oder Verhandlungen sind Ihre eigene Meinung, neue Ideen und Vorschläge gefragt. Amerikaner werden mit dem Glauben erzogen, die persönliche Freiheit ist ihr höchstes Gut. Sie möchten als Individuum anerkannt werden und natürlich auch Erfolg ernten.

Halten Sie Informationen über Veränderungen nicht zurück. Man möchte informiert sein, selbst über schlechte Nachrichten. Eine Information zurück zu halten wird Ihnen als Unehrlichkeit ausgelegt. Zu ausführliche und detaillierte Informationen empfindet man hier als unnötig, schließlich ist man an der Zukunft, also dem Resultat des Treffens orientiert und nicht an Zeitverschwendung. Darlegungen sind daher einfach und präzise, kurz und auf den Punkt zu bringen.

Terminvereinbarungen

Vor einem Treffen ist es notwendig, einen Termin zu vereinbaren. Dabei sollte man beachten, dass in Amerika der Monat zuerst geschrieben wird, dann der Tag und das Jahr. Der 30. Juni 2007 ist zum Beispiel 06/30/2007. Normalerweise sind die Bürozeiten von Montag bis Freitag 8:30 oder 9:00 Uhr bis 17:00 oder 18:00 Uhr, wobei Überstunden aber üblich sind. Auch hier gilt wieder, Pünktlichkeit ist wichtig. Planen Sie also genügend Zeit ein und verständigen Sie auf jeden Fall Ihren Terminpartner telefonisch, falls Sie sich doch verspäten sollten.

Persönliche Anrede

Die Frage, ob man seinen amerikanischen Geschäftspartner mit Vor- oder Nachnamen und Titel anreden sollte, wird oft gleich beim ersten Treffen oder Telefonat geklärt. Wenn Sie sich nicht sicher sind, reden Sie ihren Gegenüber mit Titel, wie “Dr.”, “Ms.”, “Miss”, “Mrs.” oder “Mr.” und Nachnamen an. Wenn sie sich nicht sicher sind, ob eine Frau verheiratet oder ledig ist, verwenden sie “Ms.” bis man Ihnen etwas anderes sagt. Amerikaner bestehen oft darauf, beim Vornamen genannt zu werden. Dies ist kein Zeichen der Freundschaft oder Intimität sondern eine kulturelle Norm.

Oft werden auch Spitznamen oder Abkürzungen des eigentlichen Namens verwandt sogar bei Führungskräften. Falls ihnen der Nachname einer Person nicht genannt wird, verwenden Sie den Vor- oder Spitznamen. Teilen Sie Ihren amerikanischen Partnern mit, wie Sie angeredet werden möchten. Außerhalb des Büros sind die Amerikaner sehr locker und reden sich mit Vornamen an. Trotzdem sollte man die Positionen und Titel seiner Partner genau kennen.

Let’s Make a Deal

Ihre Visitenkarte wird man nicht ablehnen, aber erwarten sie nicht unbedingt im Gegenzug eine zu erhalten. Dies sollten Sie nicht negativ werten. Vermutlich wird man Ihre Karte in ein Portemonnaie stecken, welches in der Gesäßtasche getragen wird. Dies geschieht aus Gründen der Bequemlichkeit und hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun. Oft werden auch gar keine Karten ausgetauscht, es sei denn man möchte später noch einmal in Kontakt treten. Falls Sie eine Visitenkarte Ihres Gegenüber erhalten, stecken sie diese weg ohne sie großartig zu studieren, außer es wird eine Telefonnummer etc. verglichen. Während sie auf ihre eigene Karte schreiben dürfen, würde man es hierbei als unhöflich empfinden, auf die Karte des anderen zu schreiben.

Viele Amerikaner sind der Überzeugung, die größte Wirtschaftsmacht der Welt zu sein und sehen daher den amerikanischen Weg als einzig richtigen an, was oft zu einem Mangel an Interesse für andere Kulturen führt. Ebenso häufig kommen Verallgemeinerung vor, wie etwa der Bewohner anderer Kontinente, also Asiaten oder Europäer. Ihre Meinung lässt sich aber oft mit einem kleinen Hinweis zurechtrücken. Innovation geht vor Tradition. Erwarten Sie also nicht, dass man sich um Ehre, Status, Eigenheiten oder Formalitäten Ihrer Kultur kümmert. Geld ist das Hauptargument, man denkt analytisch, schnell, universell und handelt nach der Firmenpolitik. Es gibt Regeln für alles und Experten, die diese überprüfen.

Amerikaner versuchen jede Möglichkeit und Chance wahr zu nehmen um das größte Stück vom Kuchen zu erhalten, auch wenn sie dabei Risiken eingehen müssen. Hier wird immer dem Finanzplan des Unternehmens gefolgt. Geld hat oberste Priorität. Bei Argumentationen kann es durchaus vorkommen, dass anhand finanzieller Stärke die Minderheit gewinnt und man auch bereit ist, jeden zu feuern, der das Geschäft aufs Spiel setzt, denn jeder ist an seinem Arbeitsplatz ersetzbar. Generell versucht man Entscheidungen auf der Basis von Geben und Nehmen zu erzielen, aber eine Entscheidung auf Grund demokratischer, kapitalistischer o.ä. Überzeugung ist ebenso möglich. Momente des Schweigen sollten in Verhandlungen vermieden werden, da man gewohnt ist, schnell und entschlossen zu einem Ergebnis zu kommen. Amerikaner sind überzeugt, dass es für alles eine Lösung gibt und man wird mit allen Mitteln versuchen, diese zu erreichen. Wenn das Geschäft aber erst mal unter Dach und Fach ist, kommt es so gut wie nie zu einer Meinungsänderung.

Aufgrund der Größe des Landes variieren die Gewohnheiten von Region zu Region und sind auch abhängig von der Größe des Unternehmens. So ist der Entscheidungsweg in einer großen Firma länger, bürokratischer und konservativer als in einem kleinen oder mittelgroßen Unternehmen. Einige Dinge treffen aber für das ganze Land zu. Achten sie darauf, dass Verträge für beide Seiten wasserdicht abgesichert sind. Man verklagt hier oft und gerne und es gibt für so gut wie jedes einzelne Industriesegment spezialisierte Anwälte.

Die amerikanische Kultur legt großen Wert auf Individualität und Leistung. Amerikaner können sehr konkurrenzbetont sein, im Beruf und in der Freizeit. Viele Begriffe des Geschäftslebens wurden aus Kriegs- oder Sportvokabular übernommen. Man legt Wert darauf, dass jeder für sich selbst denkt, egal ob man in Teamwork arbeitet oder nicht. Gleichheit vor dem Gesetz ist garantiert, auch wenn es durchaus soziale Ungleichheit gibt, sowohl in Rangfolge als auch für ethnische Minderheiten.

Konversation

Bedenken Sie, dass die meisten US-Amerikaner nur Englisch sprechen. Oft beginnt man ein Gespräch mit den Worten “What do you do?”, wobei man von Ihnen etwas über Ihren Beruf und Ihre Firma wissen möchte. Manchmal macht man auch Komplimente zum Einstieg in ein Gespräch. Amerikaner mögen Humor und lachen auch gern über Witze, aber man sollte vorsichtig sein mit gewissen Themen, wie zum Beispiel Religion, Rassen, Politik und vor allen Dingen Sex. Am besten kommt oft selbstkritischer Humor an. Ein beliebtes Gesprächsthema ist natürlich Sport, ganz besonders Football, Basketball und Baseball. Golf ist ebenso beliebt und es kann sogar passieren, dass ein Spiel als Ort für Geschäftsgespräche genutzt wird.

In diesem Zusammenhang sollte darauf geachtet werden, dass das von US-Medien gezeichnete Bild des rechthaberischen und übertrieben ernsthaften Deutschen nicht unbedingt bestätigt wird. Zwar werden aus deutscher Sicht Einladungen zum Golf oder Tennis als Privatangelegenheit gesehen, in Amerika gehört dies aber zum Geschäftsleben dazu. Deshalb sollte auf übertriebenen Wettkampf bei Regeldiskussionen etc. verzichtet werden, denn auch hier gilt Zurückhaltung als Trumph.

Zu den Themen, die Sie unbedingt vermeiden sollten, gehören Religion, Politik, Geld und andere kontroverse Gebiete wie Abtreibung, Rassismus und Sexismus. Versuchen Sie lieber sich über Dinge wie den Beruf, Reisen, Essen, Filme, Musik und Bücher zu unterhalten, um ihren Gegenüber nicht zu verstimmen oder sich in eine ungünstige Lage zu bringen.

Gegenüber Frauen

Speziell mit den amerikanischen Gesetzen bezüglich sexual harrassment müssen sie vorsichtig sein. Sexuelle Diskriminierung, ob mit Worten, Taten etc. ist verboten. Frauen erwarten von Ihnen den gleichen Respekt, den Sie auch ihren männlichen Geschäftspartnern entgegen bringen. Sie legen das gleiche offene Verhalten wie Männer an den Tag, dies ist aber reine Freundlichkeit und nicht mehr. Die traditionellen Rollen der Geschlechter verschwinden langsam aber Frauen kämpfen auch in Amerika immer noch um gleiche Löhne und hohe Posten. Fragen sie eine Frau nie ob sie verheiratet ist, außer sie erzählt es ihnen selbst, dann können sie kurze Fragen zu ihrem Mann und eventuellen Kindern stellen.

Entertainment

Zusammen mit seinen Geschäftspartnern essen zu gehen ist ein großer Teil des amerikanischen Geschäftslebens. Business Breakfast ist hier nicht unüblich und fängt oft schon 7:00 Uhr an. Am Wochenende trifft man sich oft zum Brunch zwischen 11:00 und 14:00 Uhr um Geschäfte zu besprechen. Unter der Woche trifft man sich zum Lunch, wobei hier eher leichtes Essen bevorzugt wird. Die Hauptmahlzeit des Tages ist das Dinner zwischen 17:30 und 20:00 Uhr.

Oft wird man von seinen Geschäftspartnern zum Essen eingeladen. Man erwartet von Ihnen nicht, dass Sie sich direkt revanchieren, aber durchaus die gleiche Behandlung bei einem Gegenbesuch. Normalerweise bezahlt der Einladende die Rechnung, gehen Sie aber nicht davon aus und seien Sie vorbereitet selbst zu zahlen. Die Rechnung kann auch durch Kollegen geteilt werden (splitting the bill). Für den Fall, dass Sie Ihre Geschäftspartner einladen wollen, klären sie vorher, dass sie bezahlen möchten.

Wenn Sie in das Haus eines Kollegen oder Partners eingeladen werden, achten Sie darauf, pünktlich zu sein. Beziehen Sie den Ehepartner immer als gleichwertigen Gesprächspartner mit ein. Vermutlich wird man sich freuen von ihnen einen Tost aus ihrer Heimat zu lernen.

Kleidung

Zum ersten Treffen tragen Sie am besten konservative Kleidung wie einen Anzug und Krawatte, danach können Sie sich an dem orientieren, was ihre Partner tragen. Die Kleidung ist unterschiedlich in den verschiedenen Regionen, so trägt z.B. an der Ostküste so gut wie jeder Anzug oder Kostüm während man an der Westküste auch manchmal einen legeren Stil antrifft. Im Allgemeinen tragen die Führungskräfte aber alle Anzug. Außerhalb des Büros trägt man sehr bequeme Kleidung wie Turnschuhe, T-Shirts, Jeans, Shorts und Baseball Caps.

Geschenke

Geschenke werden als nette Geste anerkannt, aber nicht erwartet. Per Gesetz sind nur Geschenke bis zu einem Wert von $25 erlaubt, weshalb eher kleinere Präsente üblich sind. Meist überreicht man ein Geschenk, nachdem ein Geschäft erfolgreich abgeschlossen wurde. Man freut sich über eine Kleinigkeit aus Ihrer Heimat. Verpackte Geschenke werden meist sofort ausgepackt mit Ausnahme von Weihnachten, wo man bis zum Heiligabend damit wartet. Erwarten sie nicht ein Gegengeschenk zu erhalten. Während der Weihnachstzeit ist es üblich zu beschenken. Eine gute Wahl sind hier kleine Büro-Utensilien, Wein oder Schnaps.

Wenn Sie jemanden zu Hause besuchen, müssen sie kein Geschenk mitbringen obwohl man sich immer über eine kleine Aufmerksamkeit wie z.B. Blumen, Pflanzen oder Wein freuen wird. Wenn man Sie einlädt für ein paar Tage im Hause Ihres Partners zu bleiben, ist es üblich ein Geschenk zu machen, ebenso wie eine Thank-you-note. Jemanden zum Essen einzuladen ist ein übliches und gern gesehenes Geschenk.

Zum Schluss

Lassen Sie sich nicht abschrecken von all den kulturellen Unterschieden. Verhalten Sie sich wie ein Deutscher sich verhalten würde und versuchen Sie, nicht ein Amerikaner zu sein. Seien Sie ehrlich, gerade heraus, selbstbewußt und offen. Hören Sie anderen aufmerksam zu und respektieren deren Meinungen, Ideen, Vorstellungen und Handlungen. Bringen Sie anderen Rassen und Religionen den gleichen Respekt entgegen. Stimmen Sie nichts zu, was sie nicht erfüllen können und vermeiden Sie es Amerika zu kritisieren. Denken Sie immer daran, Sie sind Gast in einem fremden Land.